Auf einer Survival-Tour im Wald mit Jack Russell Hündin Emma | STERN.de

2021-12-14 18:19:42 By : Mr. Kerry Yang

Es weht eine milde Brise. Sehr angenehm an diesem schwülen Sommerabend. Doch plötzlich ziehen dicke, dunkelgraue Wolken auf und die Brise wird zu einem Wind, der immer stärker bläst. Bald rascheln die Blätter laut über uns und die Äste biegen sich wild hin und her. Die ersten Tropfen prasseln auf uns nieder. Dann ein lautes Donnerhall. Rum! Ich zucke zusammen. Emma umarmt mich. "Okay, lass uns raus aus dem Wald", sagt Heymann und schaut ein wenig besorgt auf. "Der Sturm wird zu stark, wir müssen aufhören." Jana ist Hundetrainerin und Organisatorin der Tour, jetzt wedelt sie hektisch mit den Armen. "Die Straße beginnt dort drüben. Alle folgen mir!" Rum! Mehr Donner! Ich greife Emmas Leine etwas fester und folge der Gruppe. Es knirscht und knackt überall. Ein paar Meter rechts von mir kracht ein dicker Ast zu Boden. Das hätte auf unserer Survival-Tour für mich nicht so realistisch sein sollen.

Um zu erklären, was ich bei einem heftigen Gewitter im Wald mache, müssen wir die Uhr zwei Stunden zurückdrehen: Die Sonne scheint immer noch so intensiv, dass ich mich ärgere, dass ich statt Shorts Trekkinghose und Wanderschuhe angezogen habe und Sandalen. Der Schweiß läuft mir über den Rücken. Emmas Zunge hängt wie ein feuchter Waschlappen aus ihrem Mund. Gemeinsam mit zehn weiteren verschwitzten Hundebesitzern und ihren fünfzehn keuchenden Vierbeinern stehen wir auf dem Parkplatz im norddeutschen Malente, um uns von Hundetrainerin Jana Heymann und Survival-Experte Detlef Kamerau die Verhaltensregeln für unseren Kleinen erklären zu lassen Expedition zu uns. Immer schön zusammenbleiben, nicht nur etwas vom Straßenrand essen und auf den Komfortabstand jedes einzelnen Hundes und natürlich auch der Menschen achten, damit es schön entspannt bleibt und wir nicht in die unbequeme Position geraten einige der medizinischen Ratschläge zu leben, die wir heute noch hören sollten. Objekt üben zu müssen. Viel Übung ist gut, aber nicht blutende Hunde und Besitzer sind viel besser.

Detlef wäre in einer echten Krisensituation wohl nicht gestresst. Der ehemalige Bundeswehrsoldat mit Sonderaufgaben (was das waren darf er nicht verraten, Schweigepflicht) wirkt extrem entspannt und sehr gut gelaunt. Zuerst frage ich mich, was genau ihm so viel Spaß macht, aber dann lasse ich mich mit jeder Minute mehr von seiner Begeisterung mitreißen. Man merkt schnell, dass er weiß, was er tut. Sein Wissen um das Überleben jenseits der Zivilisation gibt der 51-Jährige seit Jahren an Dritte weiter. Zunächst bei Übungen für die Bundeswehr und mehrere Jahre als Abenteuerlehrer in einer eigenen Überlebensschule für Privatpersonen. Sogar Joey Kelly hat von ihm gelernt, wie man aus Holzresten einen trockenen Unterstand baut und ohne viel Werkzeug ein Feuer lodern lässt. Bei unserem dreistündigen Spaziergang heute bekommen wir auch einen Crashkurs zum Überleben im Wald und stärken gleichzeitig mit Janas Hilfe unsere Solidarität mit unseren Hunden.

Zuerst stehen wir unweit des Parkplatzes vor einer Wiese voller Unterholz und Unkraut. "Siehst du die grünen Blätter auf dem Boden?" Fragt Detlef. "Das ist Grundkraut. Es ist wunderbar zu essen. Die Stängel schmecken ein bisschen nach Knoblauch." Was! Die meisten von uns sind nicht besonders überrascht von dieser Information. Jeder, der einen Garten besitzt, kennt diese lästigen Unkräuter gut genug. „Wir machen immer Pesto daraus“, höre ich eine Teilnehmerin flüstern. „Ich habe es einfach in den Salat gelegt“, verrät ein anderer. Doch das Kraut kann tatsächlich mehr, als nur gegessen zu werden und Gärtner zu nerven. „Wenn man die Blätter zwischen den Fingern rollt, sodass etwas Saft herauskommt, kann man damit Insektenstiche behandeln“, erklärt Jana. "Die darin enthaltenen ätherischen Öle wirken entzündungshemmend." Gut zu wissen! Emma ist schon oft auf Bienen getreten und bisher fiel uns nichts Besseres ein, als die betroffene Stelle zu kühlen. Jetzt muss ich in Zukunft nur noch das Unkraut jäten.

Auch die Blätter von Spitzwegerich und Moos haben ein Heiltalent, erfahren wir von Detlef und Jana. Das feuchte, weiche Grün des Moos ist keimtötend und hat eine extrem hohe Filterwirkung. Es macht Pilze und Bakterien unschädlich, weshalb Detlef spontan die grünen Kugeln auspresst und das Tropfwasser bedenkenlos trinkt. "Perfekt, wenn einem im Wald das Wasser ausgeht und kein Bach in der Nähe ist." Es ist jedoch besser, kein Moos zu essen, da die Blätter gefilterte Schwermetalle und andere Schadstoffe enthalten, die wir dann aufnehmen würden. Äußerlich angewendet sind sie nicht nur ungefährlich, sondern auch wohltuend: Moos ist ein toller Wundverband für verletzte Hundepfoten und aufgeschürfte Knie, weil es eine natürliche antiseptische Wirkung hat.

Meter für Meter hat jede Pflanze ihre eigene Bedeutung für mich. Der Wald erscheint immer mehr wie ein riesiges Salatbuffet plus Apothekenschrank. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das alles bis zu unserem nächsten Wanderausflug merken kann, aber es ist immer wieder faszinierend. Und es lässt mich denken: Wie wenig wissen wir über all die Dinge, die uns täglich umgeben ...

Ich habe mich hinreißen lassen, die Samenkapseln der Balsampflanze zu probieren. Sie platzen zwischen den Zähnen wie frische Erbsen und schmecken wie Knoblauch! In freier Wildbahn werden Hunde nicht so schnell satt wie wir Menschen. „Um nicht zu verhungern, müsste ein mittelgroßer Hund täglich etwa zwölf Eichhörnchen fressen“, erklärt Jana.

Plötzlich raschelt es im Gebüsch und zwei Rehe stellen sich uns in den Weg. Obwohl manche Hunde sofort anfangen, wild zu jammern und an der Leine zu zerren, bleibt das Rotwild völlig unbeeindruckt und bleibt einige Minuten entspannt vor uns stehen. Emma interessiert sich nicht wirklich für all das. Längst hat es das Wetter all der Belohnungssäcke eingenommen, die die meisten Teilnehmer auf der Hüfte tragen. Warum jagen, wenn man mit einem herzzerreißenden Blick einen Hundekuchen ergattern kann? Mir ist klar, dass unser Überleben wahrscheinlich von mir abhängen wird, wenn wir jemals verloren gehen.

Deshalb bin ich besonders motiviert, wenn wir versuchen, an einer sandigen Stelle ein Feuer zu machen. Ich reibe die Feuersteine, die uns Detlef am Anfang gegeben hat. Ich tue so, als wäre ich sehr dumm und rasche gleich beim ersten Versuch mit dem Daumen. Funke? Gar nichts! Einige der anderen sind schon weitergezogen, als es mir endlich gelingt, einen Haufen Pappelwolle anzuzünden, diese weißen flauschigen Dinger, die im Sommer durch die Luft fliegen. Ich fühle mich ein bisschen wie Robinson Crusoe oder zumindest Tom Hanks auf einer einsamen Insel und plane schon unseren nächsten Urlaub in einer einsamen Hütte im Wald.

Dank der Tipps von Detlef und Jana kann ich mich auch in Zukunft nicht verlaufen. Oder zumindest werde ich nicht mehr so ​​schnell in Panik geraten, wenn ich nicht weiß, wohin ich gehen soll. Ihr wichtigster Tipp: Fangen Sie nicht einfach an zu laufen, sondern bleiben Sie am besten, wo Sie sind. „Dann haben Suchtrupps bessere Chancen, Sie zu finden“, erklärt Detlef. Aber wenn Sie es vorziehen, aktiv zu sein, passen Sie dem Hund beim Pinkeln auf. „Forscher haben herausgefunden, dass Hunde sich am liebsten entlang der magnetischen Nord-Süd-Achse aufbauen. Sie haben also so etwas wie einen inneren Kompass“, verrät Jana. Wenn der Hund jedoch gerade nichts markieren möchte, hilft es, selbst die Ohren zu halten und sich auf das Hören von Stadtgeräuschen zu konzentrieren. Als ich das ausprobieren wollte, hat es sich zum ersten Mal frisch gemacht und ich höre nicht viel mehr als das Rascheln der Blätter. Und jetzt rieseln die ersten Tropfen auf uns herab.

"Perfekt!" sagt Detlef glücklich. „Reines Wasser gibt es nicht mehr als Regenwasser. Es ist praktisch wie Destillat“, erklärt er. „Damit er unseren Körper mit den notwendigen Mineralien versorgen kann, empfiehlt es sich, einen sauberen Stein in die Trinkflasche zu legen.“ Kaum hat er das Urteil ausgesprochen, strömt es aus Eimern. Der Sturm ist direkt über uns. Wir ziehen hastig unsere Regenmäntel an und folgen Jana und Detlef mit hastigen Schritten aus dem Wald. Eigentlich sollten wir heute lernen, wie man ein Tierheim und eine Trage für verletzte Hunde baut. Aber bei diesem Wetter ist es einfach zu gefährlich.

Der Weg zurück zum Parkplatz fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Überall Rumpeln und Knacken. Ich schaue immer wieder nach oben, besorgt, dass mir ein Ast auf den Kopf fallen könnte. Der Regen sickert allmählich durch meine Jacke, Emmas Fell sickert vor Feuchtigkeit. Erst am Auto atme ich wieder tief durch. Was für ein Abenteuer! Während sich mein Puls normalisiert, treffe ich eine Entscheidung: Ich werde das wieder tun! Ich habe einen großen Wunsch, noch viel mehr über die Natur zu lernen. Emma lugt mit fragendem Blick unter ihrem Handtuch hervor. Okay, nur bei besserem Wetter.

© G+J Medien GmbH